Michelle Witt

März 21, 2020

PUNKT, PUNKT, KOMMA, BILD

Alles begann mit dem Ausflug in die Berlinische Galerie, idem ich mir ein Bild auswählte, welches für mich „Typisch Berlin“ am meisten widerspiegelt. Schnell war mir klar das es der „Sommerabend“ von Hans Baluschek war. Ich versuchte es mir genauer anzusehen, um eine für mich ersichtliche Verknüpfung zu unserem Semesterthema „Typisch Berlin“ zu finden und mit Acryl Farbe auf eine Leinwand zu übertragen, welche auf einer Vernissage ausgestellt wird.

Es hat eine Weile gedauert und ich habe mich wirklich schwer damit getan, denn ich wollte keine langweilige Darstellung Berliner Häuser oder andere Berliner Orte kopieren. Lange habe ich über meinen nächsten Schritt nachgedacht und leider fiel mir keine passende Idee ein, die zur Aufgabenstellung gepasst hätte. Deshalb habe ich auch nur sehr wenige Skizzen angefertigt.

Als ich einmal zufällig an meinem Handy saß und mir mein Beispielbild noch einmal ansah, huschten meine Augen zufällig über eine auf meinem Handy installierte Photoshop App namens „Picsart“. Sofort wurde mir klar, dass ich doch hier so viele Möglichkeiten habe, um dieses Bild vorerst digital zu bearbeiten und so dachte ich mir, vielleicht kommt mir ja eine Idee.

Also experimentierte ich mit dem Bild etwas herum. Erst ging ich auf „Effekte“ und dann suchte ich etwas „Abstraktes“, Interessantes. So kam ich auf das gepunktete Muster und vergrößerte den Radius Kreise so, dass das Bild kaum erkennbar war. Nun wirkte es wie „verpixelt“ bloß in Form von Kreisen. Dann kam mir noch die Idee, dass ich noch die Stimmung also die Farbwirkung ändern könnte. So probierte ich einzelne Farbtöne aus, und entschied mich für blaue, weiße, braune, lila und türkisgrüne Farben.

Diese Farbwahl fand ich besonders interessant, da es eben nicht fröhlich, und schön wirkt. Denn, als ich mich im Klassenraum umsah, konnte ich wahrnehmen, dass alle MitschülerInnen superbunte und fröhliche Bilder malten. Deshalb entschied ich, dass ich das Gegenteil mit meiner Farbpalette zeigen wollte, da Berlin nicht nur kunterbunt, fröhlich, reich und cool ist, nein es ist auch arm, traurig und kalt. Und genau dies strahlen meine blauen Farben aus.

Ich begann meine kleine Übungsleinwand und meine große Leinwand schwarz zu grundieren und versuchte dank einem kleinen Stück Plotterfolie einen Kreis auszuschneiden und stupfte senkrecht von oben mit der Stirnseite eines Farbrollers mit weißer Farbe auf diesem Punkt, um zu sehen, wie der helle Farbauftrag auf schwarzen Untergrund funktioniert. Und tatsächlich konnte ich mit dieser Methode die weiße Farbe satt auftragen.

Dann machte ich mich an die Aufgabe diese Kreise zu berechnen, sodass sie auf den Zentimeter auf meine Leinwand passen, bis sich mir die Frage stellte, wie ich diese Kreise sauber und in gleichmäßigem Abstand dort rauf bekommen sollte. Dank der Hilfe eines Lehrers aus der Siebdruckwerkstatt erbot sich mir die Möglichkeit dank eines Plotters, die Kreise mit einem 3-cm-Durchschnitt auf meine Leinwand mit den Maßen 57 cm x 75 cm anzupassen.

Ich versuchte mit einer Skizze die einzelnen Farbtöne so aufzuteilen, dass sie nummeriert sind und ich sie leichter den Kreisen zuordnen kann, doch das ging nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt habe, also versuchte ich es später so. Als die Klebefolie, wo die Kreise ausgestanzt waren, fertig war, klebte ich sie auf meine Leinwand und begann mit weißer Farbe diese Kreise erneut mit der Farbrolle zu grundieren. Als ich damit fertig war, begann ich damit meine Farben zu mischen. Angefangen bei den hellsten Tönen wie Weiß, Hellblau usw.

So füllte sich die Fläche mit Farbpunkten mehr und mehr, und es kamen auch die dunkleren Farbtöne hinzu, wodurch ein Hell-dunkel-Kontrast entstand. Als alle Kreise farbig ausgefüllt waren, lies ich es sicherheitshalber etwas trocknen und zog dann die Folie behutsam von der Leinwand ab. Dann fielen mir einige weiße Ränder um die Kreise auf, besonders um die dunkleren und ich malte behutsam mit dem dünnsten Pinsel, den ich finden konnte, die weißen Stellen aus.

Bei einigen Kreisen ist es mir so gut gelungen, als wäre darunter keine helle Grundierung, doch bei anderen ließ die Konzentration nach und die Ränder wurde unsauber. Das war für mich unglaublich schwer, durchgehend, überaus konzentriert zu sein, und diese Kreise vor den Augen und auf dem Millimeter genau nur den weißen Rand und nicht die blaue Farbe an sich zu übermalen. Zum Ende war ich jedoch größtenteils zufrieden mit dieser Ausarbeitung.

Diese Aufgabenstellung fand ich anfangs etwas schwierig, sich eine eigene Idee bzw. eine Verknüpfung zu Berlin herzustellen und etwas ganz neues daraus zu machen und trotzdem einige Elemente beizubehalten. Doch rückblickend, gebe ich mich sehr zufrieden mit dieser Aufgabe und dem Aufwand und der Mühe, die sich meiner Meinung nach gelohnt hat, denn es ist etwas komplett Neues und Anders entstanden, als ich, als auch andere vermuteten, denn auf den ersten und vielleicht auch auf den zweiten Blick ist kaum ein Zusammenhang zu dem Thema „Typisch Berlin“ zu erkennen.

Sobald man das Bild zu interpretieren beginnt, wird meiner Ansicht klar, dass Berlin viele verschiedene Facetten besitzt, welche die Kreise darstellen und manche von ihnen sind eher dunkel. Ich finde einerseits gut, dass mein Bild nicht direkt offensichtlich dem Betrachter preisgibt, um was es hier geht, da es vor allem für mich Bedeutung besitzt und jeder Betrachter alles Mögliche hineininterpretieren kann. Letztendlich soll es zum genaueren Hinsehen und Nachdenken anregen und ich glaube, es funktioniert.

Andererseits hätte ich sauberer arbeiten können, indem ich die Farben für manche Kreise besser gemischt hätte, damit keinerlei Farbabstufungen innerhalb eines Kreises entstehen. Und ich hätte bis zum Schluss, detailliert, genau und sauber an den Rändern arbeiten sollen.

Insgesamt gebe ich mich sehr zufrieden und fand es sehr spannend auf einem größeren Format zu arbeiten, auch wenn es von mir aus größer hätte sein können, was aufgrund der Plottergröße nicht möglich war.

Gerne würde ich solch eine Aufgabe öfters machen, um aus meiner Comfortzone zu kommen und abstrakter zu werden, um selbst zu sehen, dass nicht immer alles – „schön“ aussehen muss.